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Startups und der Social Graph: Wie Misstrauen das Potenzial der Facebook-Plattform schwächt

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Facebook kann Startups eine große Hilfe dabei sein, schnell Reichweite zu generieren. Doch Misstrauen der User gegenüber Apps steht dem im Wege.

Facebooks enorme Reichweite und Dominanz hat verschiedene Konsequenzen und Implikationen für Teilnehmer des Netzgeschehens. Manchmal gute, manchmal schlechte. Für Startups kann sich die Existenz des sozialen Netzwerks und das Vorhandensein leistungsfähiger APIs als äußerst hilfreich erweisen. Denn anstatt dass sie mühselig ein eigenes soziales Netzwerk für ihre Dienste errichten – in 99 Prozent der Fälle ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen – können sie Nutzern direkten Zugriff auf deren Facebook-Kontakte geben. Auf diese Weise erweitern sie nicht nur das Spektrum ihrer Funktionalität, sondern erhalten auch ein effektives Werkzeug, um über intelligente Empfehlungsverfahren Viralität zu schaffen und ihre Reichweite erhöhen.

Dummerweise haben Facebook-Mitglieder über die Jahre eine Mischung aus Ablehnung und Misstrauen gegenüber allzu aufdringlichen Diensten entwickelt, die über Einträge in der Chronik, Benachrichtigungen oder App-Installations-Anfragen in den Aufmerksamkeitsbereich von Anwendern vorzudringen versuchen. FarmVille & Co, zwielichtige Geburtstag- und Kalender-Apps, intransparente Social Reader und Video-Apps sowie andere, nicht eindeutig die Interessen der User wahrende Services lehrten Mitgliedern des sozialen Netzwerks, grundsätzlich vorsichtig sein zu müssen, wenn eine nicht explizit von ihnen angeforderte App eine Handlung, eine Datenfreigabe oder eine Installation erfordert.

Grundsätzliches Misstrauen

Darunter leiden auch die Anbieter, die keine fragwürdigen Motive antreiben, die aber dennoch von den Möglichkeiten des Social Graphs Gebrauch machen möchten. Wie Pipe, der gestern vorgestellte Filesharingservice auf Basis des sozialen Netzwerks. Damit ein Nutzer über Pipe einem Facebook-Kontakt eine Datei zukommen lassen kann, muss der Empfänger ebenfalls die Pipe-App aktivieren. Pipe versucht dies durch einen Hinweis im Benachrichtigungsstream des Empfängers zu erreichen. Dieser wird dort auf den anstehenden Datentransfer hingewiesen und gebeten, Pipe zu installieren, woraufhin das übliche Menü zur Bestätigung der Zugriffsrechte erscheint. Nachdem ich gestern zum Testen des Dienstes eine Datei an meinen Kollegen Jürgen Vielmeier senden wollte, meldete er sich bei mir via Skype und fragte, was das für eine Anfrage sei, die Pipe in meinem Namen geschickt hätte. Für ihn war nicht ersichtlich, ob ich bewusst eine derartige Benachrichtigung an ihn ausgelöst hatte, oder ob es sich um eigenmächtiges Verhalten einer Spamschleuder handelte.

Pipe

Für Pipe und anderen Anwendungen, die über die Facebook-Plattform legitim Anfragen im Namen ihrer Nutzer an deren Facebook-Kontakte schicken, ist das vollkommen verständliche Misstrauen der Nutzer ein Problem. Im schlimmsten Fall könnte es das ganze Konzept in die Knie zwingen. Wenn zu viele User sich weigern, Pipe für ihr Profil zu aktivieren, müssen die Versender von Dateien doch andere Wege finden, um ihren Kontakten das gewünschte File zugänglich zu machen. Und Onlinespeicherservices existieren zu diesem Zweck ja zur Genüge.

Facebook-Privatnachricht als vertrauensfördernde Maßnahme

Wie man es besser macht, zeigt ein anderer, ebenfalls von uns in dieser Woche vorgestellter Service: Ein Kernelement der App-Entdeckungsmaschine Xyo ist ein Empfehlungsfeature, über das sich Facebook-Kontakte über für sie potenziell interessante mobile Apps informieren lassen. Anstatt dies über eine waschechte, vom Empfänger eine Installation voraussetzende Facebook-App abzuwickeln oder Xyo-User einen von wenigen Nutzern geschätzten Eintrag auf ihrer Chronik veröffentlichen zu lassen, verwendet das Berliner Startup Facebooks Privatnachrichtenfunktion. Direkt von der Xyo-Website lässt sich eine persönliche Mitteilung mit eigenem Text und einem automatisch eingefügten Xyo-Link an die eigenen Facebook-Freunde schicken. Für sie wirkt dies wie eine ganz klassische Nachricht, und letztlich ist es auch nichts anderes. Die Folge: Anstelle der fast schon reflexartigen Ablehnung, die Feed-Benachrichtungen über App-Aktivitäten nach sich ziehen, begegnen Empfänger des Links Empfehlungen so aufgeschlossen und unvoreingenommen wie allen anderen privaten Nachrichten, die sie von ihren Facebook-Kontakten erhalten. Das verwundert nicht, immerhin kann man sich bei Nachrichten sicher sein, dass sie nicht automatisch von einer App ausgelöst, sondern vom jeweiligen Kontakt versendet wurden.

Xyo

Nun unterscheiden sich die Anliegen von Pipe und Xyo: Der Dateisharingdienst will Facebook-Mitglieder zur Installation der eigenen Facebook-App bewegen, während Xyo User lediglich zum Klick auf einen Link bringen will. Dennoch vermute ich, dass Pipe auf weniger Widerstand stieße, würde es Absender einer Datei zum Versand eine Nachricht inklusive automatisch eingefügtem Link zur Installation der App versenden lassen. Dabei hätte zwar der Absender einer Datei ein ganz klein wenig mehr Aufwand, es würde aber mitunter zu einer höheren Erfolgsquote durchgeführter Dateitransfers und damit zu einer höheren Akzeptanz von Pipe führen.

Startups, die von Facebooks Social Graph Gebrauch machen und die davon abhängig sind, dass bestehende Nutzer ihre Kontakte bei Facebook mit einspannen, sollten sich gut überlegen, welchen Kanal sie für die Übermittlung dieses Anliegens nutzen. Setzen sie auf das falsche Pferd, landen sie bei den Mitgliedern des sozialen Netzwerks in der selben Schublade wie dubiose oder gar betrügerische Apps. Und natürlich ist auch Facebook selbst gefragt, ehrenwerten Entwicklern dabei zu helfen, bei Anwendern gar nicht erst derartige Assoziationen hervorzurufen. Die Plattform und die Integration des Social Networks in tausende Anwendungen und Millionen von Websites ist der größte Garant für Facebook, auch bei einer zunehmenden Innovationsunfähigkeit und aufkeimenden Langeweile der Mitglieder ein elementarer Teil der alltäglichen Internetnetznutzung für Millionen zu bleiben. Voraussetzung dafür ist das Vertrauen der Nutzer in die Plattform. /mw


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